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„Exchange is about learning. It is about learning how to live.“

Ein weiteres Schuljahr ist vorbei und normalerweise bedeutet das, dass der Sommer kommt: 6 Wochen Ferien und dann wieder Schule. Normalerweise – diesmal ist es anders. Für mich heißt es Abschied nehmen, Abschied von den Menschen mit denen ich die letzten 9 Monate zusammen gelebt habe, Abschied nehmen von den Menschen, die ich meine amerikanischen Freunde und Familie nenne, Abschied nehmen von meiner amerikanischen Schule und Abschied nehmen von einem Leben, dass ich nie wieder leben werde.
Auf der anderen Seite heißt es aber auch, dass ich bald wieder zurück in meinem alten Leben in Deutschland sein werde, mit meinen deutschen Freunden, meiner deutschen Familie und meiner deutschen Schule.
Ich, als Austauschschülerin in einer kleinen „Stadt“ in Wisconsin in den USA, habe die letzten neun Monate damit verbracht, mich an den „American Way of Life“, vorallem Essgewöhnheiten zu gewöhnen, ich habe Freunde gefunden, mich an eine völlig neue Familie gewöhnt, eine fremde Schule besucht ohne vorher eine Menschenseele zu kennen, neun Monate lang eine andere Sprache gesprochen und vor allem: Ich habe ein neues Leben gelebt, ein zweites zu Hause weit weg von meiner Heimat gefunden.
Als ich vor gut drei Jahren den Entschluss gefasst habe, Austauschschülerin zu werden, habe ich mit vielem gerechnet, um genau zu sein, ich habe mich allem gerechnet, außer mit dem, was tatsächlich geschehen ist. Ich erinnere mich sehr gut an zwei meiner damaligen Freunde, die beide mitten in den Vorbereitungen für ihr Austauschjahr waren und mir immer mehr davon erzählt haben, die E-Mails geschrieben haben und vor allen Dingen, die die Neugier in mir geweckt haben, während meiner Schulzeit ebenfalls ins Ausland zu gehen. Damals dachte ich noch, dass ein Austauschjahr eine tolle Zeit ist und vor allem dachte ich, dass es einfach werden würde. Inzwischen weiß ich, dass ein Austauschjahr alles ist – außer einfach.
Was ein Austauschjahr vor allem ist, ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle: Lachen und weinen, trauern und feiern, Abschied nehmen und kennen lernen, lieben und hassen, Heimweh und Fernweh. All diese Gefühle sind wahrscheinlich auch das einzige, was wirklich garantiert wird, wenn man Austauschschüler wird und die große Reise antritt.
Viele mögen am Anfang glauben, dass alles gut wird und man ein unglaubliches Jahr hat. Wahrscheinlich wird es auch gut, zumindest gegen Ende hin und das Jahr wird auch mit großer Wahrscheinlichkeit unglaublich, aber in den meisten Fällen ist es nicht die Art von unglaublich, die man erwartet. Es ist eine andere Art von unglaublich. Am Anfang vielleicht unglaublich aufregend, dann möglicherweise unglaublich langweilig, unglaublich frustrierend, unglaublich kompliziert, dann wieder unglaublich einfach, unglaublich traurig, gegen Ende hin unglaublich unbeschreiblich und wenn der Abschied naht: Unglaublich berührernd und vor allem: Unglaublich unbeschreiblich.
Ich bin an dem Punkt angelangt, an dem es unglaublich unbeschreiblich ist. Ich hatte wundervolle letzte Wochen und bin kurz davor wieder heimzugehen. Ich hatte einen unvergesslichen Abschlussball vor einigen Wochen, eine aufregende Jahrgangsfahrt, eine emotionsreiche Abschlusszeremonie in der Schule, nicht zu vergessende Momente mit meinen Freunden und meiner Familie, eine erinnerungsreiche Abschiedsfeier und jetzt bin ich dabei meine letzten Tage zu genießen und vor allem bin ich dabei mich von den Menschen zu verabschieden, die ich hier kennen und lieben gelernt habe, was unbeschreiblich schwer ist, weil ich nicht weiß, wann ich zurückkehren werde und  ich weiß, selbst wenn ich zurückkehre, es wird nie wieder so sein wie es jetzt ist. Egal wie hart man versucht unersetzlich zu sein und auch wenn man einen Platz im Herzen dieser Menschen gefunden hat, man wird langsam ersetzt. Menschen vergessen und genauso wie man die schlechten Momente vergisst, die man gehabt hat, irgendwann vergisst man auch die guten. Alles was bleibt sind Fotos und die Veränderungen durch die man gegangen ist. Möglicherweise sind diese Veränderungen bei allen anders und ohne den deutschen Kontrast und meine alte Umgebung werde ich auch nicht wirklich merken in wie weit ich mich verändert habe, aber ich weiß, dass ich selbstbewusster geworden bin, einfacher mit Menschen umgehen kann, mich einfacher in fremde Situationen versetzen kann und vor allem, dass ich zu schätzen gelernt habe, was ich in meinem Leben hab: Meine Freunde, meine Familie und die kleinen Dinge: Das gute Essen jeden Tag, mein riesiges Bett, meine lockeren Eltern. Ein Austauschjahr ist keine Garantie zum glücklich werden, aber es ist eine Möglichkeit dazu.
 
Bei Fragen beantworte ich gerne E-Mails: maikeem@aol.com